Referenten

Kurzbiographien der Referenten: danube-heritage2018.eu/kurzbiografien-der-referenten

 

Was ist europäische Identität, Prof. Dr. Wolfgang Schmale
Zu den wesentlichen Merkmalen Europas gehört die Vielfalt. Der Vortrag befasst sich mit der Frage, was diese Vielfalt für „europäische Identität“ eigentlich bedeutet. Was bedeutet das für Dich und Mich? Dabei stellen sich weitere grundsätzliche Fragen, auf die der Vortrag antworten soll: Braucht es überhaupt eine „europäische Identität“? Handelt es sich um eine exklusive Identität, die andere Identitäten verdrängt? Oder ist „europäische Identität“ etwas, was uns konstruktiv in der Zukunft voranbringt?

 

Immaterielles Erbe – Herausforderungen, Instrumentalisierungen, Potenziale, Prof. Dr. Markus Tauschek
Der Beitrag befasst sich im Sinne der Critical Heritage Studies mit den Herausforderungen (gesellschaftlich, politisch, kulturell), die damit verbunden sind, wenn Kultur in kulturelles Erbe transformiert wird. Er argumentiert, dass die Zuschreibung „Kulturerbe“ in vielen Feldern ein enorm machtvolles strategisches Instrument ist und fragt nach den Effekten im Prozess der Kulturerbewerdung. 

 

Ambivalentes Erbe. Zum Umgang mit dem materiellen und immateriellen Kulturerbe in Südosteuropa, Prof. Dr. Dr. h.c. Klaus Roth
Die Beschäftigung mit dem Kulturerbe, vorwiegend dem immateriellen, hat in Südosteuropa eine bis ins 19. Jh, das Jahrhundert der Nationsbildungen zurückreichende Geschichte. Die Bedeutung des Kulturerbes wurde in den Jahrzehnten des Sozialismus eher noch gestärkt und fand – nach der Transformationskrise der 1990er Jahre – um 2000 dann Einbettung in die internationale Kulturpolitik, vor allem im Rahmen der UNESCO. Beim materiellen und besonders dem immateriellen Erbe zeigen sich in allen Ländern Südosteuropas deutlich ausgeprägte Ambivalenzen im gesellschaftlichen und politischen Umgang mit ihm, ein stetes Schwanken zwischen Wertschätzung des historischen Aussagewerts und seiner Instrumen­talisierung für gesellschaftliche, politisch-ideologische und wirt­schaftliche Zwecke. Es war und ist zugleich Ausweis historischer Kontinuität und Größe, Grundlage für Patriotismus und Nationalismus ebenso wie Baustein für die Förderung des nationalen Images und des Tourismus. Der Umgang mit dem Kulturerbe ist gekennzeichnet durch mehrere Optionen – von bewah­render Restauration über die “imaginative Rekonstruktion” bis hin zur völligen Erfindung und Konstruktion eines vermeintlichen nationalen Kulturerbes, wie es etwa Mazedonien mit seinem Projekt „Skopje 2014” der Welt präsentiert hat.

 

Bulgarische Akademie der Wissenschaften: Immaterielles Kulturerbe in Bulgarien – neue Tendenzen und Entwicklungen, Dr. Ana Luleva
Die Bezeichnung „immaterielles Kulturerbe“ ist ein künstliches Konstrukt. Zur Entstehung dieses Konstrukts hat die UNESCO maßgeblich beigetragen – ebenso wie verschiedene nationale Institutionen und lokale Gruppen. Anhand aktueller Beispiele aus Bulgarien soll gezeigt werden, wie und warum das Label „immaterielles Kulturerbe“ eingesetzt wird. Ein Beispiel wird der so genannte „Männerreigen“ sein, der zurzeit zunehmend an Popularität in Bulgarien gewinnt. Frau Dr. Ana Luleva wird die Hintergründe beleuchten und analysieren, warum das Fest als eine „echte bulgarische Tradition“ und Kulturerbe präsentiert wird und wieso man danach strebt nationale und internationale Anerkennung (auf UNESCO-Ebene) dafür zu gewinnen.

 

Welterbe Brot, Dr. Isabel Greschat
Um Brot zu haben, haben Menschen vor mehr als 10.000 Jahren begonnen, Getreide zu kultivieren. Daraus sind Arme und Reiche entstanden, Städte und Berufe, und bald zehn Milliarden Menschen auf der Erde: Die Gesellschaft, in der wir heute leben, hätte es ohne das Brot so nicht gegeben. Und Brot ist ein Kulturprodukt, vielleicht das erste, wenn man von den ersten Höhlenmalereien und frühen figürlichen Skulpturen absieht: Denn den Ausgangsstoffen ist beim besten Willen nicht anzusehen, was aus ihnen hergestellt werden kann, sie erfahren eine umfassende Transformation. Dieses Kulturprodukt hat die Menschheit weltweit geprägt, und ist daher zweifellos ein zentrales Welterbe.

 

Sag’ mir, wo die Frauen sind. Frauen und Kulturerbe, Petra Unger M.A. (Gender Studies and Feminist Research)
Kunst- und Kulturerbe sind männlich geprägt, sie spiegeln dabei die gesellschaftlichen Geschlechterverhältnisse wider. Im Vortrag werden verschiedene Beispiele aus Kultur und Kunst seit dem 19 Jahrhundert bis in die Gegenwart gezeigt. Vor diesen Überlegungen stellt sich die Frage, wie eine geschlechterkritische Kultur- und Kunstvermittlung aussehen kann. Diskutiert werden verschiedene Formen und Orte, wie z.B. Frauenstadtführungen, Kunstausstellungen, Museumsarbeit zur geschlechtergerechten Kulturvermittlung.